So war es bei uns:
Annie war 16 Monate alt und ich stillte sie so gut wie voll. Meinen Doc habe ich mal gefragt, wann ich zufüttern soll. Da sieht er mich entsetzt an und sagt: „Wieso zufüttern? Man füttert Tiere, keine Menschen. Ich habe keines meiner 4 Kinder jemals irgendwie gefüttert.
Dabei geht nämlich viel kaputt, nämlich die Verantwortung für die Dinge, die ein Kind in den Mund steckt. Die Kinder fangen selber an zu essen, so wie sie soweit sind. Alles andere kommt von der Babynahrungsindustrie, als wenn die Natur es nicht besser wüßte. Und die Leute machen es einfach alle so.
Mit etwa 9 Monaten fing Annie an, auf unsere Ebene zu wollen beim Essen. Es war ihr aber egal, mit was sie im Hochstuhl spielte. Wir steckten ihr aber nie was in den Mund.
Mit 10 Monaten wollte sie erkunden, was wir da machen und spielte mit Essen.
Mit 11 Monaten hat sie daran geleckt oder gerochen.
Mit 12 Monaten hat sie etwas geknabbert.
Bis zum 15. Monat immer nur kleine Mengen. Die im Mund tolerierte Stückchengröße vergrößerte sich dabei. Man kann also sagen, daß sie bis zum 15. Monat nicht mehr als einen Teelöffel am ganzen Tag genascht hat, ich keine Mahlzeit ersetzte und somit eigentlich voll gestillt habe. Nachts schläft sie immer etwa 3 Stunden, nur in der späten Nacht muß sie eine längere Schlafphase haben, da ich viel ausgeruhter bin als bei meinem Sohn, der stets alle 2 Stunden gestillt werden wollte. Er wachte dafür sogar mal aus einer Bewußtlosigkeit nach einem Fieberkrampf auf und fiel nach dem Stillen wieder in den Schlaf.
Mit 16 Monaten aß unsere Tochter wenige kleingeschnittene Erdbeeren, Brotstückchen mit Butter und Fruchtaufstrich, Apfel. Sie will das, was sie ißt meist unbedingt selber essen mit Besteck, das klappt natürlich kaum. Wenn ich unterwegs bin, nehme ich ihr jetzt was Kleingeschnittenes mit, größere Stückchen spuckt sie noch aus. Kartoffelpüree mag sie auch gerne.
Mit 17 Monaten fängt sie an manchmal essen zu verlangen, auch wenn sie keines sieht. Sie ißt sehr gerne und einige weiße Bohnen und gerne davon auch schon mehrere gleichzeitig. Sie beginnt, vom Brot abzubeißen. Sie läßt sich tagsüber vom Stillen noch leichter ablenken und schläft nachts plötzlich vier bis fünf Stunden am Stück.
Bei Marvin war es auch so, daß er erst ab etwa 18 Monaten mehr gegessen hat. Das hängt sicher auch mit der Ankunft der Backenzähne im 2. Kiefer zusammen, vorher läßt es sich ja schwer beißen. Wir mußten jedenfalls nie aufpassen, daß einer von beiden etwas verschluckt. Sie dürfen beide immer fast alles in den Mund nehmen und waren sehr vorsichtig damit.
Bei Marvin ließ ich mich noch irritieren von den vielen Berichten in Heften und Zeitschriften, wie man seine Kinder zu füttern hat und wie Unrecht die Natur hat und daß Kinder spätestens im 6. Monat Beikost zur Muttermilch benötigen. Allergiegefährdete Kinder dürfen komischerweise 12 Monate voll gestillt werden. Wieso denn das? Verhungern die da nicht? Meinen Sohn habe ich jedenfalls Ende des 11. Monats angefangen, mit Obstbrei zu füttern. Er aß 3 Löffel und dann jeden Tag mehr, aber ich kann nicht sagen, daß er nur darauf gewartet hat. Im Tagebuch habe ich jetzt gelesen, daß er mit 14 Monaten immer noch nicht besonders gerne aß. Ich glaube auch nicht, daß dies an meinen Kindern liegt, sondern daß es so normal ist. Bei meinem zweiten Kind Annie konnte mir keiner mehr was erzählen. Sie spürte sicher auch meine Sicherheit, denn trotz hart geblähtem Bauch weinte sie nicht. Ich stillte sie einfach voller Neugier immer weiter und wartete, was da kommen sollte.
Im 19. Monat fing Annie an, neben dem Stillen Hunger zu haben und Essen zu verlangen. Zusätzlich, versteht sich. Sie ist nun 2,5 und stillt immer noch oft. An manchen Tagen ißt sie viel, an manchen wenig. Aber an ihrem älteren Bruder sehe ich, wie richtig es ist, das Kind entscheiden zu lassen ohne einzugreifen. Warum sind eigentlich immer alle so wild aufs Zufüttern? Das bleibt doch die nächsten 80 Jahre so, laßt sie doch noch ein wenig. Menschenkinder sind doch Frühgeburten, die bei einem anderen Tier erst mit 1 Jahr geboren werden würden. Wenn man das so sieht, ist ein 1 Jähriges eben ein Neugeborenes, welches sonst nicht mehr durchs Becken der Frau gepasst hätte und deshalb mit unfertigen Verdauungsorganen früher geboren werden mußte.
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