Die 7 Werkzeuge des Attachment: Die Baby-B’s – von Dr. W. Sears

‚Attachment Parenting‘ ist ein Stil der „Erziehung“ und Kinderpflege, der das Beste im Baby und das Beste in den Eltern herausbringt.

7 WERKZEUGE DES ATTACHMENT: DIE BABY B’S

1. Verbindung nach der Geburt (Birth bonding). Die Art und Weise, wie Baby und Eltern miteinander beginnen, hilft, das anfängliche ‚attachment‘ zu entfalten. Die Tage und Wochen nach der Geburt sind eine empfindliche Periode, in der Mütter und Babys einzig darauf ausgerichtet sind, einander nah zu sein. Eine enge Verbindung nach der Geburt und darüber hinaus erlaubt den natürlichen, biologischen verbindungsfördernden Verhaltensweisen des Kindes und den intuitiven, biologischen, beschützenden Qualitäten der Mutter, zusammen zu kommen. Beide Mitglieder dieses biologischen Paares erhalten diesen richtigen Start zu einer Zeit, in der das Kind am bedürftigsten ist und die Mutter am ehesten geneigt, es zu pflegen.
„Was, wenn etwas das sofortige Bonding verhindert?“
Manchmal trennen medizinische Komplikationen Sie und Ihr Baby für eine Weile, aber dann beginnt das darauffolgende Bonding so bald als möglich. Als das Konzept des Bonding vor 20 Jahren erstmals in der Erziehungswelt auftauchte, brachten einige Leute dies total aus dem Gleichgewicht. Das Konzept des menschlichen Bonding als eine „kritische Zeit“ oder „jetzt-oder-nie“ war niemals beabsichtigt. Bonding bei der Geburt ist nicht wie Sofortkleber, der die Mutter-Kind-Beziehung für immer zusammenzementiert. Bonding ist eine Serie von Schritten in Ihrem lebenslangen Zusammenwachsen mit Ihrem Kind. Sofortiges Bonding gibt der Eltern-Kind-Beziehung einen Vorsprung.

2. Stillen (Breastfeeding). Stillen ist eine Übung im Baby-Lesen. Stillen hilft Ihnen, die Signale Ihres Babys zu lesen, seine Körpersprache, die der erste Schritt dazu ist, das Baby zu kennen. Stillen verschafft Baby und Mutter einen guten Start ins Leben. Muttermilch enthält einzigartige, gehirnentwickelnde Bestandteile, die nicht nachgemacht oder gekauft werden können. Stillen fördert die richtige Chemie zwischen Mutter und Kind durch die Stimulation der Prolaktin- und Oxytocinproduktion, Hormone, die Ihre Muttergefühlen ankurbeln.

3. Tragen (Babywearing). Ein Baby lernt viel in den Armen eines beschäftigten Betreuers. Getragene Babys sind weniger unruhig und verbringen mehr Zeit im Zustand ruhiger Wachsamkeit, dem Verhaltenszustand, in dem Babys das meiste über ihre Umwelt lernen. Tragen fördert die Sensibilität der Eltern. Weil Ihr Baby so nah bei Ihnen ist, lernen Sie das Baby besser kennen. Nähe fördert Vertrautheit.

4. Familienbett (Bedding close to baby). Wo auch immer alle Familienmitglieder den besten Nachtschlaf bekommen, ist die richtige Regelung für Ihre individuelle Familie. Das Familienbett fügt einen Nacht-Körperkontakt-Bonus hinzu, der tagsüber beschäftigten Eltern hilft, sich nachts wieder mit ihrem Kind zu verbinden. Da die Nacht eine Zeit der Angst für kleine Menschen ist, minimiert das enge Beieinanderschlafen nächtliche Trennungsängste und hilft dem Baby zu lernen, dass der Schlaf ein Zustand ist, in den man schön hineingleitet und angstlos drin verharrt.

5. Glaube an den Sprachwert von Ihres Babys Schrei (Belief in the language value of your baby’s cry). Der Schrei eines Babys ist ein Signal, das dafür geschaffen wurde, das Überleben des Babys zu sichern und die Entwicklung der Eltern zu fördern. Sensibel auf den Schrei Ihres Babys zu reagieren, bildet Vertrauen. Babys vertrauen darauf, dass ihre Betreuer auf ihre Bedürfnisse reagieren. Eltern lernen schrittweise, ihrer Fähigkeit, die Bedürfnisse des Babys zu erfüllen, zu vertrauen. Dies erhöht das Eltern-Kind-Kommunikation-Level um eine Klasse. Kleine Babys weinen um zu kommunizieren, nicht zu manipulieren.

6. Hüten Sie sich vor ‚Baby-Trainern‘ (Beware of baby trainers). Das ‚Attachment Parenting‘ lehrt Sie, Ratschlägen gegenüber kritisch zu sein, vor allem solchen aus unnachgiebigen und extremen Erziehungsstilen gegenüber, die Ihnen beibringen, eine Uhr oder einen Zeitplan zu beachten anstelle Ihres Babys; Sie wissen schon, die schreiende Masse. Diese „Bequemlichkeits-Eltern“ gewinnen auf kurze Sicht gesehen, auf lange Sicht gesehen jedoch verlieren sie, und es ist somit kein geschicktes Investment. Diese eher eingeschränkten Erziehungsstile schaffen eine Distanz zwischen Ihnen und Ihrem Baby und halten Sie davon ab, ein Experte für Ihr Baby zu werden.

7. Ausgeglichenheit (Balance). In Ihrem Eifer, Ihrem Baby so viel zu geben, kann es leicht passieren, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und die Ihres Partners vernachlässigen. Sie werden lernen, dass das Finden des Schlüssels für die Ausgeglichenheit in Ihrem Elternsein das angemessene Reagieren auf Ihr Baby ist – das Wissen, wann man ‚ja‘ und wann ’nein‘ sagen und die Weisheit, zu sich selbst ‚ja‘ zu sagen, wenn Sie Hilfe brauchen.

MEHR ÜBER ‚ATTACHMENT PARENTING‘

AP ist ein Anfangsstil. Es mag medizinische oder familiäre Umstände geben, die es Ihnen unmöglich machen, alle dieser ‚Baby B’s‘ zu praktizieren. Attachment Parenting beinhaltet jedoch zuallererst, Ihren Geist und Ihr Herz zu öffnen für die individuellen Bedürfnisse Ihres Babys und vielleicht werden Sie die Weisheit entwickeln dafür, wie man schnelle Entscheidungen trifft darüber, was das Beste für Sie und Ihr Baby ist. Machen Sie das Beste aus den Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln – das ist alles, was Ihr Baby jemals von Ihnen erwarten wird. Diese Baby B’s helfen den Eltern und dem Baby, den richtigen Beginn zu finden. Nutzen Sie sie als Anfangstipps, um Ihren eigenen Erziehungsstil zu finden – einen, der die individuellen Bedürfnisse Ihres Kindes und Ihrer Familie erfüllt. Das Attachment parenting hilft Ihnen, Ihren persönlichen Erziehungsstil zu entwickeln.

AP ist ein Ansatz, nicht ein striktes Regelwerk. Es ist tatsächlich die Erziehung, die viele Eltern instinktiv nutzen. Erziehen ist zu individuell und das Baby zu komplex, um dass es hier nur einen einzigen Weg geben könnte. Der wichtige Punkt ist, mit dem Baby verbunden zu sein/zu werden, und dabei helfen die Baby B’s des Attachment Parenting. Sind Sie einmal ‚attached‘ bleiben Sie bei den funktionierenden Dingen und ändern Sie die Dinge, die nicht funktionieren. Sie werden schliesslich Ihren eigenen Erziehungsstil entwickeln, der Baby und Eltern einen Weg zeigt, wie sie zueinander passen – das kleine Wort, dass so einfach die Beziehung zwischen Eltern und Baby beschreibt.

AP ist reagierendes Erziehen. Durch Ihre Sensibilität für die Signale Ihres Babys lernen Sie, die Bedürfnisebene Ihres Kindes zu erkennen. Da das Baby Ihnen vertraut, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden und seine Sprache gehört wird, glaubt das Baby auch an seine Fähigkeit, Signale zu geben. Als Ergebnis wird das Baby ein besserer Signal-Geber, die Eltern werden bessere Signal-Versteher und das ganze Eltern-Kind-Kommunikations-Netzwerk wird einfacher.

AP ist ein Werkzeug. Werkzeuge sind Dinge, die benötigt werden, um eine Arbeit zu vollenden. Je besser die Werkzeuge, desto einfacher und besser können Sie die Arbeit erledigen. Achten Sie darauf, dass wir den Begriff „Werkzeug“ verwenden und nicht „Schritt“. Bei Werkzeugen können Sie auswählen und entscheiden, welches Ihre persönliche Eltern-Kind-Beziehung am besten trifft. Schritte implizieren, dass Sie alle verfügbaren Schritte nutzen müssen, um die Arbeit fertig zu stellen. Sehen Sie das ‚Attachment Parenting‘ als Verbindungswerkzeuge, Interaktionen mit Ihrem Kind, die Ihnen und dem Baby helfen, miteinander in Verbindung zu treten. Einmal verbunden wird die ganze Eltern-Kind-Beziehung (Disziplin, Gesundheitsvorsorge und das gute alte Spaß haben mit dem Kind) natürlicher und erfreulicher. Betrachten Sie AP als ein Disziplinwerkzeug. Je besser Sie Ihr Kind kennen, desto mehr vertraut Ihnen Ihr Kind und desto effektiver wird Ihre Disziplin sein. Sie werden es einfacher finden, Ihr Kind zu disziplinieren und Ihr Kind wird sich einfacher disziplinieren lassen.

Original


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Eine Antwort zu „Die 7 Werkzeuge des Attachment: Die Baby-B’s – von Dr. W. Sears“

  1. Avatar von Corina
    Corina

    Sowas sollte jeden Tag in den Nachrichten erscheinen und in den Zeitschriften, damit unsere Kinder eine Chance haben ihre Eltern kennenzulernen und wir Erwachsene die Chance haben einen Zusammenhang zwischen ADHS (ADS) und den NEUEN Erziehungsmethoden zu finden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert