in der Mailingliste wirstillen
>Ich bin froh, daß ich zu Euch gefunden hab, denn so
>denke ich, werd ich länger voll stillen als ich
>ursprünglich vorhatte. Und mein Mann hat auch
>nichts dagegen. Schließlich hat meine Oma meine
>Mutti auch ein Jahr voll gestillt. Warum sollte ich das
>nicht auch können?
Am Allerbesten wäre es, wenn man sich beim Stillen und beim Zufüttern keine bestimmten Daten vornehmen würde, sondern sich nach seinem Kind richtet. Ein Jahr Vollstillen ist nicht unbedingt im Sinne der Gesundheit des Kindes. Kinder, die so lange und länger *voll* gestillt werden und jede andere Nahrung ablehnen sind eher als Ausnahme anzusehen und in solchen Fällen sollte man es besonders unter Beobachtung halten (meist sind es Kinder, die nicht 100% gesund sind, das heißt, zu Beispiel eine Allergieanlage haben). Es gibt zwar auch Kinder, die länger als ein Jahr vollgestillt werden, und trotzdem fehlt ihnen nichts, aber wie gesagt, es sollte kein Ziel sein, so lange wie möglich vollzustillen.
Viele meinen, es gäbe nur Stillen oder Beikost, und sie übersehen in ihrem Eifer, das Stillen zu verteidigen, dass die Muttermilch irgendwann einmal nicht mehr ausreicht, um den Nahrungs- und Vitamin/Mineralbedarf des Kindes ganz zu decken. Sie bleibt deshalb genauso wertvoll und wichtig und darf nicht mit der festen Nahrung *ersetzt* werden, sondern damit *ergänzt*.
Das wird dann auf zwei verschiedene Arten interpretiert:
Die Stillverfechter protestieren, weil die Muttermilch doch die wertvollste Nahrung ist, und komplett.
Die Leute, die vom Stillen nichts verstehen behaupten, dass die Muttermilch an einem gewissen Punkt fast nur mehr aus Wasser besteht und es vom Ernährungsstandpunkt keinen Sinn hat, weiterzustillen.
Die Muttermilch ist immer das wichtigste und wertvollste Nahrungsmittel für das Kind, aber nur ca. in der ersten Hälfte des ersten Lebensjahres gibt sie dem Kind *alles*, was es braucht. So, wie es Kinder gibt, die 9 Monate und länger jegliche feste Nahrung ablehnen und bestens gedeihen, so gibt es Kinder, denen schon mit 4-5 Monaten die Muttermilch nicht mehr alles gibt, was es braucht. Daher sollten wir uns nicht nach dem Kalender richten, sondern nach den individuellen Bedürfnissen seines Kindes.
Auch sollten wir die Beikost nicht als etwas sehen, was wir dem Kind geben sollen, sondern als etwas, was das Kind nimmt. Also nicht füttern als ob es ein kleiner Vogel im Nest wäre, und es zum Essen drängen, was sehr negative psychologische Auswirkungen auch für später haben kann. Wir sind es gewohnt, unsere Rolle als Eltern so anzusehen, dass das Baby völlig passiv ist, und von Natur aus alles falsch machen würde, aber Kinder sind in Wirklichkeit sehr kompetent, das kann jeder selbst beobachten, wenn er seinem Kind zeigt, dass er Vertrauen in seine Fähigkeiten hat. Ich habe mich von Anfang an mit Lorenzo an die „Regel“ gehalten, dass ich „ihm folge“ statt ihm etwas aufzuzwingen. Das erleichtert das Elternsein unheimlich und das Kind nimmt aktiv an seinem Leben teil, anstatt sich passiv seinem Schicksal zu ergeben. Ein sehr banales Beispiel: Ich sehe hier in Italien des öfteren Eltern, die eine Menge Energie verschwenden, indem sie ihre Kinder zwingen, sich einen Mantel anzuziehen, oder am Meer aus dem Wasser herauszugehen, weil es ihnen sonst kalt wird. Ich überließ und ueberlasse es immer Lorenzo, selbst zu erkennen, wann es ihm zu kalt ist. Er ist fast nie krank.
Es wurde in verschiedenen Versuchen mit Kleinkindern erwiesen, dass sie perfekt wissen, was und wieviel Lebensmittel sie brauchen. Wenn man es ihnen selbst überlässt, suchen sie sich genau die Lebensmittel und genau in der Menge aus, die ihr Körper in dem Moment braucht. Unsere Aufgabe ist nur, ihnen alles mögliche anzubieten (möglichst nicht nur oder besser gar keine Breikost aus dem Gläschen, die vollkommen überflüssig ist, sondern das, was auch wir essen, ganz normale „Hausmannskost“, die sie bis zu diesem Zeitpunkt ja auch schon bekommen haben, nur „vorverdaut“ zuerst über die Nabelschnur und später über die Muttermilch.)
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