Win-win-Lösung – Wie wir es schaffen, dass beide Seiten gewinnen

Win-win-Lösung

Neulich war ich gegen Mittag in der Stadt unterwegs und beobachtete eine junge Familie. Die Mama war schwanger und der Papa lief mit dem etwa zweijährigen Sohn an der Hand. Der kleine Junge weinte. „Hoch!”, sagte er. “Hoch, Papa!”

“Nein”, sagte der Vater. “Du warst schon so lange auf meinen Schultern. Du musst jetzt laufen.“ Er zog den kleinen Jungen weiter auf dem Weg.

Der Junge weinte stärker. Ich war so froh, dass ich nicht er war. Ich war auch froh, dass ich nicht seine Mama war, die zu schwanger war, um ihn selber zu tragen und sehr unglücklich aussah. Und ich war froh, nicht der Papa zu sein, dem vermutlich die Schultern weh taten und der sehr frustriert aussah.

Nicht immer ist es leicht, alle Bedürfnisse zu beachten

Dann wurde mir bewusst, dass es früher Nachmittag war und damit ziemlich sicher Zeit für ein Mittagsschläfchen. Der kleine Junge war bestimmt total müde. Nicht gerade die beste Uhrzeit, um unterwegs zu sein statt zu Hause, wo der kleine Kerl hätte schlafen können.

Nein, ich verurteile den Vater nicht. Auch nicht die Mutter. Es ist nicht immer einfach, die Bedürfnisse aller in der Familie unter einen Hut zu bekommen. Ich bin sicher, die Familie war nicht ohne Grund in diesem übermüdeten Zustand unterwegs, noch dazu ohne Buggy. Ihre Gründe waren sicher wichtig und für uns alle nachvollziehbar. (Vielleicht ist der Kleine gerade in einer Phase, in der er sich weigert, sich in einen Buggy zu setzen. Da mussten wir alle durch…)

Eine Win-win-Lösung finden

Aber wie ich die Familie so beobachtete, wünschte ich mir einen Zauberstab her, der die Dinge besser macht. Dann hatte ich einen Aha-Moment: Es gibt immer eine Möglichkeit, sogar die schwierigste Interaktion mit unseren Kindern in eine Situation umzuwandeln, in der beide Seiten gewinnen. Eine Win-win-Lösung. Wir müssen nur in Verbindung gehen, um den Sturm zu beruhigen statt ihn weiter zu entfachen.

Aber wie die meisten von uns, die in solch einer Situation sind, in der sie genervt sind, konnte dieser Vater nicht mehr klar denken. So konnte er auch keinen anderen Weg finden, aus dieser Situation herauszukommen, außer sie zu einem Wettbewerb zwischen seinen Bedürfnissen und denen seines Sohnes zu machen. Seine Bedürfnisse haben gewonnen, aber aus der Situation geht keiner als Gewinner heraus.

Hätte es einen anderen Weg gegeben, diese Situation zu handhaben?

Für den Anfang hätte der Vater sich selbst beruhigen können, damit er nicht so stark am Arm des Kindes zieht und seinen Sohn nahezu über den Gehweg schleift, was den Kleinen sicherlich nicht kooperativer werden ließ.

Er hätte mit seinem Sohn mitfühlen können, damit dieser sich nicht so alleine fühlt: „Ich weiß, dass du so müde bist vom Laufen. Wir waren den ganzen Morgen draußen, das ist schon viel. Und deine Beine tun sicher weh, ich weiß. Und du würdest dir so wünschen, dass ich dich trage.“

Er könnte seinem Kind Mut machen: „Wir sind fast zu Hause. Und wenn wir im Haus sind, helfe ich dir die Treppen hinauf.“

Er hätte seinem Sohn – und sich selbst – helfen können, wieder eine Verbindung zueinander aufzunehmen: “Ich glaube, wir könnten alle eine Pause gebrauchen. Lasst uns dort vorne in dem Café kurz anhalten. Du kannst dich auf der Bank mit Mama ausruhen und ich gehe hinein und hole uns etwas zu trinken.“

Außerdem hätte er ein Spiel daraus machen können oder den Sohn ablenken: „Lass uns mal schauen, wie viele Schritte es noch sind bis dort zur Ecke…“ oder „Ich kann dich gerade nicht tragen, weil meine Schultern so weh tun, aber Mama und ich können Engelchen flieg mit dir machen. Du zählst bis fünf und bei jedem fünften Schritt lassen wir dich fliegen…“ oder „Wetten, dass wir zwei schneller zu Hause sind als Mama?“…

Am Ende der eigenen Kräfte klar denken ist schwer

Aber auf diese Ideen muss man erstmal kommen. Dass einem sowas in der entsprechenden Situation auch selber nicht einfällt, kennen wir alle. Wir müssen uns erst einmal selber beruhigen, damit wir wieder eine empathische Verbindung mit unserem Kind aufnehmen können. Das ist ziemlich schwer, wenn wir selber gerade am Ende unserer Kräfte sind.

Und manchmal fühlt es sich auch so an, als gäbe es keinen Ausweg, bei dem beide Seiten gewinnen. Manchmal, um 3 Uhr nachts, wenn wir total erschöpft mit einem weinenden Baby den Flur auf und ab laufen und der einzige Gewinn, den wir sehen können wäre, das Baby einfach in sein Bettchen zu legen und selber auch ins Bett zu fallen.

Anhalten und tief einatmen

Aber es gibt immer einen tieferen Gewinn. Wenn wir in solch einer anscheinend ausweglosen Situation sind, versuchen wir nächstes Mal ganz bewusst „Stop“ zu uns selbst zu sagen und dann tief einzuatmen. Wir versuchen, uns selbst daran zu erinnern, unsere Entscheidungen aus Liebe zu treffen, Liebe zu uns und Liebe zu unserem Kind. So wird es möglich, eine Lösung zu finden, bei der beide Seiten gewinnen können.

Es ist deshalb ein Gewinn für beide Seiten, weil wir unsere Abneigung in Liebe verwandeln und unserem Kind und uns selbst diese Liebe geben. Wir müssen nicht immer perfekt sein, wir dürfen uns auch einmal überfordert fühlen und in Tränen ausbrechen, aber wir können immer Liebe statt Ärger wählen. Auch das ist ein Gewinn für beide Seiten, weil wir unserem Kind beibringen, dass Liebe das ist, was zählt, und dass es liebenswert ist.

Was zählt ist die Liebe

Es gibt eine berühmte Langzeitstudie mit Harvard-Absolventen, die seit vielen Jahren begleitet werden. Die Forscher befragten diese Männer immer wieder, um herauszufinden, was Erfolg und Glück am moisten beeinflusst. Was sie herausfanden, ist überraschend! Das einzige, was zählt, ist Liebe. Was diese Männer glücklich und erfolgreich machte, war nicht ihr IQ oder die Jobs, die sie hatten oder der Reichtum, den sie ansammelten. Es waren die Menschen, die gute Beziehungen zu Eltern und Geschwistern hatten, zu Freunden, Mitbewohnern, Lebensgefährtinnen. Die Menschen, die in die Welt hinausgingen und gute Beziehungen aufbauten, die Liebe gaben und bekamen – sie waren diejenigen, die ihr Leben als glücklich und erfolgreich ansahen. Und es war nicht Harvard, das ihnen beigebracht hatte, wie man das macht, sondern es war ihre Kindheit.

Wie begleiten wir als Eltern nun also Kinder, die glücklich und erfolgreich sein werden als Erwachsene? Sie lernen alles, was sie wissen müssen, von uns. Wir müssen nicht perfekt sein, um ihnen Liebe beizubringen. Wir müssen nur versuchen, sie ihnen zu zeigen, Tag für Tag. Sie lernen zu lieben und wir tun es auch. Das ist die ultimative Win-win-Lösung!

 


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